Der „Song of Japanese Autumn“ des zeitgenössischen Dirigenten Yasuo Kuwahara (1946-2003) ist zu einem der Lieblingsstücke des Neuen Favoritner Mandolinenorchesters geworden. Also ist es nicht verwunderlich, dass dieses aussagekräftige Stück zum namensgebenden Titel des Herbstkonzertes 2019 geworden ist. Für dieses Konzert wurde Natalyia Striku als Gastspielerin verpflichtet. Und diese Verpflichtung sollte dem Neuen Favoritner Mandolinenorchester an diesem denkwürdigen Tag zu einem weiteren Vorteil gereichen. Doch der Reihe nach:
Am Tag des Konzertes, dem 24. November 2019, war alles für das Konzert bereit und die Musikerinnen und Musiker bereit zur Tonprobe. Unser Dirigent, Heinz Koihser, der das Konzert mit uns gewissenhaft einstudiert hatte und sich dem Orchester und dem Publikum trotz beginnender Krankheit verpflichtet fühlte, musste kurz vor seiner Ankunft in der Simm-City mit der Rettung in Spital gebracht werden. Diese Nachricht wirkte auf die Orchestermitglieder wie ein Schock. Eine Absage des Konzertes war so kurz vor Konzertbeginn nun nicht mehr möglich. In dieser schwierigen Situation schlug Natalyia Striku vor, dass ihr Mann, Anastasios Strikos, das Dirigat des Konzertes übernehmen könne, schließlich sei er Dirigent und habe sich ohnehin eine Karte für das Konzert gekauft …
Anastasios Strikos mit dem NFMO
(Foto: Günter Mühlbauer)
Nataliya Striku und Anastasios Strikos sind ein bemerkenswertes Künstlerpaar: Nataliya Striku wurde in Dnjepropetrowsk, in der Ukraine, geboren. Sie erhielt bereits ab ihrem 6. Lebensjahr Musikunterricht in ihrer Heimatstadt und studierte später Zupfinstrumente mit dem Hauptfach Domra. In Wien besuchte sie den Lehrgang „Elementare Musikpädagogik“ an der Universität für Musik und Darstellende Kunst. Seitdem sie in Wien lebt, macht sie die Mandoline zu ihrem Hauptinstrument. Als Solo-, Duo-, Ensemble- und Orchestermusikerin hat sie zahlreiche Auftritte absolviert und ist auch bei den Wiener Philharmonikern als Substitut(in) tätig. Nataliya Striku ist ebenso als bildnerische Künstlerin und als Musikpädagogin aktiv.
Anastasios Strikos wurde 1972 in Athen geboren. Er absolvierte zahlreiche Musikstudien und studierte in Griechenland auch Theaterwissenschaften. In Würzburg studierte er Orchesterleitung und erhielt Privatunterricht bei Carlo Maria Giulini in Mailand. Zurzeit lebt er in Wien und pflegt eine rege internationale Konzerttätigkeit als Pianist und Dirigent. Sein Repertoire umfasst ein breites Spektrum von Barock bis zur Avantgarde. Seit 2008 ist er auch Chefdirigent der Kammeroper Korfu.
90 Minuten vor Konzertbeginn erschien Anastasios Strikos auf der Bühne, studierte konzentriert die Partitur, blätterte, studierte und begann mit dem Orchester, der Sopranistin und dem Tenor die Probe. Das Orchester rückte, bildlich gesprochen, zusammen und folgte hoch konzentriert und motiviert dem neuen Orchesterleiter auf dem Weg ins Konzert, das dann mit nur 10 Minuten Verspätung beginnen konnte. Noch vor Beginn des Konzertes erhielten wir die Nachricht aus der Klinik, dass es Heinz Koihser den Umständen entsprechend gut gehe und die Untersuchungen noch andauern. Viktor Kautsch, der Moderator des Konzertes begrüßte und informierte das Publikum. Sein besonderer Gruß galt den beiden Bezirksvorstehern aus dem Heimatbezirk des Orchesters und dem Bezirk, in dem das Orchester bei seinen Konzerten als Gast willkommen geheißen wurde.
Bezirksvorsteher Johann Paul Stadler (11. Bez.) und Markus Franz (10. Bez.)
(Foto: Günter Mühlbauer)
Nach der „Fächerpolonaise“ von Carl Michael Zierer (1843-1922) intonierte der Tenor Franz Leitner das Ständchen „Leise flehen meine Lieder“ von Franz Schubert (1797-1828), Text: Ludwig Rellstab (1799-1860). Der Tenor Franz Leitner erhielt seine Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. 1998 erwarb er das Diplom für Lied und Oratorium bei David Lutz und im Jahr 2000 das Diplom für Oper, beides mit ausgezeichnetem Erfolg. Er absolvierte Meisterkurse bei Walter Berry, Martha Eggert, Paul Esswood und James King. Und gleich anschließend trat „unsere“ Sopranistin Tina Jaeger mit einem Lied von Robert Stolz (1880-1975) auf und sang „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“, Text: Fritz Grünbaum (1880-1941) Wilhelm Sterk (1880-1940). Tina Jaeger ist unserem Publikum noch aus dem Frühlingskonzert als eine junge, aufstrebende Sängerin bekannt, die auch diesmal mit großem Applaus bedacht wurde und die Erwartungen des Publikums erfüllte. Mit dem „Song of Japanese Autumn“ von Yasuo Kuwahara (1946-2003) verabschiedete sich das Orchester in die Pause. Wenn Sie dieses Stück nachhören wollen, lohnt sich ein Besuch auf unserer Web-Site. Hier finden die Version, die das Favoritner Mandolinenorchester gemeinsam mit dem Anhaltinischen Zupforchester am 29. September 2019 zum Besten gegeben hat.
Der zweite Teil des Konzertes wurde mit der „Sperl-Polka“ von Johann Strauss Vater (1804-1849) eröffnet, und Tina Jaeger interpretierte das Lied „Heimat, deine Lieder“ aus der Ungarischen Hochzeit von Nico Dostal (1895-1981), Text: Hermann Hermecke (1892-1961), bevor Franz Leitner seinen Tenor mit „O Sole mio“ von Eduardo di Capua (1865-1970) zur Freude des Publikums erschallen ließ. Mit dem letzten Stück des Konzertes „Wien bleibt Wien“ von Johann Schrammel (1850-1893) waren die Gedanken von uns Musikerinnen und Musikern wieder bei unserem Dirigenten Heinz Koihser mit der Hoffnung auf baldige Genesung. Und als Tina Jaeger und Franz Leitner zur Melodie von „Mädel klein, Mädel fein“ aus der Operette „Graf von Luxemburg“ von Franz Lehar (1870-1948) singend abtanzten, war die Freude groß, dass wir das Konzert mit einem neuen Dirigenten so gut über die Bühne gebracht haben.
Franz Leitner (Tenor), Tina Jäger (Sopran) und Anastasios Strikos (Dirigent)
(Foto: Günter Mühlbauer)
Unser besonderer Dank galt an diesem Tag dem Dirigenten Anastasios Strikos, der uns mit sicherer Hand durch das Konzert geführt hat und sichtlich Freude daran hatte, an diesem Tag das Neue Favoritner Mandolinenorchester zu dirigieren. Dank auch Nataliya Striku für die Vermittlung und Viktor Kautsch für seine sensible und professionelle Moderation.
Harald Eichelberger