Im Zauber der Kirschblüten
Kurz vor dem Konzert erhielten wir überraschend die Nachricht, dass die vom Neuen Favoritner Mandolinenorchester engagierte Sängern Anna Sophie Kostal leider absagen musste. Nun ist es ja gar nicht so leicht, eine gleichwertige Sängerin zu finden, die mit nur kurzer Probenzeit bereit ist, einzuspringen.
Wir hatten Glück: Wir entdeckten Tina Josephine Jaeger, eine junge, aufstrebende Sängerin, in der Schweiz geboren und 2012 nach Wien übersiedelt. Sie studierte Sologesang (Sopran) sowie Liedgesang und Oratorium an der Musik- und Kunstprivatuniversität der Stadt Wien, wo sie auch ihren Master erwarb. 2016 sang sie die „Cinderella-Arien“ von Alma Deutscher in der israelischen Botschaft. Im Sommer 2018 sang sie bei den Schlossfestspielen Langenlois im Ensemble von Carl Zellers „Der Vogelhändler“ mit. Und nun stand sie dank des Engagements unserer Vorstandsmitglieder mit dem Neuen Favoritner Mandolinenorchester auf der Bühne.
Das Orchester begann das Konzert, geleitet von seinem langjährigen Dirigenten Heinz Koihser, mit der Fantasie für Mandolinenorchester von Giacomo Sartori (1860-1946), „Armonie Alpine“. Bereits beim folgenden Stück waren erste Bravorufe zu hören: Martin Mairinger (Tenor) interpretierte mit dem Orchester Ruggero Leoncavallos (1857-1919) „Mattinata“ („Morning“), ein Lied, das 1904 von Ruggero Leoncavallo komponiert und Enrico Caruso gewidmet worden ist.
Der in Horn (NÖ) geborene Tenor Martin Mairinger begann als Zehnjähriger seine musikalische Ausbildung bei den Altenburger Sängerknaben. Von 2002 bis 2006 absolvierte er sein Studium zum Musicaldarsteller am Vienna Konservatorium. Seit September 2006 studiert er Sologesang am Konservatorium Wien Privatuniversität. Im Sommer 2007 stand er als Graf Stanislaus („Der Vogelhändler“) von Carl Zeller und als Padre in „Der Mann von La Mancha“ bei den Festspielen Röttingen in Deutschland auf der Bühne. Am Theater an der Wien sang er den Older Brother von Jake Heggie: „Dead Man Walking“ und den Odoardo aus G. F. Händels Oper „Ariodante“.
Ludwig van Beethoven (1770-1827) hielt sich etwa ab der Jahrhundertwende öfters im Raum Mödling auf. Im Jahr 1819, zur gleichen Zeit, in der er auch an der „Missa Solemnis“ schrieb, komponierte er für eine Musikkapelle einige Walzer. Diese wurden als „Mödlinger Tänze“, „Brühler Tänze“ und/oder „Elf Wiener Tänze“ bekannt. Sechs „Mödlinger Tänze“ brachte das Neue Favoritner Mandolinenorchester aus diesen Kompositionen eindrucksvoll und einfühlsam seinem Publikum zu Gehör.
Als Höhepunkte des ersten Teiles des Konzertes können sicher der Auftritt von Tina Josephine Jaeger mit dem „Vilja-Lied“ aus der Operette „Die Lustige Witwe“ (Musik: Franz Lehar (1870-1948) & Text: Leo Rosenstein (1861-1921)) und die Darbietung des „Wolgaliedes“ aus der Operette „Der Zarewitsch“ (Musik: Franz Lehar (1870-1948) und Text: Béla Jacobowicz (1871-1934) & Heinz Reichert (1877-1940)) durch Martin Mairinger bezeichnet werden. Beide Künstler wurden vom Publikum mit Bravo-Rufen bedacht.
Nach der Pause kündigte der souveräne und niveauvolle Moderator Victor Kautsch die Gavotte aus „Tänzerische Suite“ von Arno Stark (1886-1960) an, ein Favorit des Orchesters, bevor Tina Josephine Jaeger das Lied „G’stellte Mädeln“ aus der Operette „Ein Walzertraum“ (Musik: Oskar Straus (1870-1954) und Text: Felix Biedermann /1870-1928) & Leopold Jacobson (1873-1943)) mit Temperament und Können interpretierte und Hans Mairinger den „Lagunen-Walzer“ aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“ (Musik: Johann Baptist Strauss (Sohn) (1825-1899) & Text: Camillo Walzel (1829-1895) & Richard Genée(1823-1899)) mit seiner kraftvollen und eindrucksvollen Stimme sang.
Die Stimmung erreichte nun einen vorläufigen Höhepunkt im Saal, als der musikalische Leiter des Neuen Favoritner Mandolinenorchesters, Heinz Koihser, seine Stimme zu „Wenn einmal in fernen Tagen“ (Musik: Charly Gaudriot (1895-1987) & Text: Hans Zeisner (1900-1954)) erhob und erfuhr beim Duett der beiden Sänger noch eine Steigerung. Sie sangen den musikalischen Hit „Wunderbar“ aus dem Musical „Kiss Me, Kate“ (Musik: Cole Porter (1891-1964) & Text: Bella und Samuel Spewack) (1899-1990 und 1899-1971)), bevor sich das Orchester endgültig für diesen Abend mit der Zugabe „Sekt-Polka“ und einem lauten „Prost“ vom Publikum verabschiedete.
Harald Eichelberger