Die Geschichte der Mandoline

Die Mandoline ist ein Zupfinstrument mit lautenförmigem, tiefbauchigem (birnenförmig) Korpus, kurzem Hals mit Bünden. Die Decke ist unten abgeschrägt und zeigt ein offenes Schallloch. Die Doppelsaiten (2-chörig) sind über die Decke hinweggeführt und in einer Halterung am Korpus befestigt. Die Chöre stehen in Violinstimmung g, d, a, e. Gespielt wird mit dem Plektron. Typisch für den Klang ist das Tremolo bei länger anzuhaltenden Tönen. In Italien gilt die Mandoline als Nationalinstrument. Sie ist weltweit, also auch in Österreich und Deutschland verbreitet.

So lautet die Kurzbeschreibung im Lexikon!

Im Allgemeinen wird die Mandoline den Saiteninstrumenten (u.a. Klavier, Gitarre, Violine…) zugeordnet. Wenn man aber dieses Instrument genauer betrachtet, handelt es sich um eine Unterart der Lauten. Der wesentliche Unterschied zu den anderen Lauten besteht darin, dass die Saiten der Mandoline mit einem Plektrum angerissen werden, die einer Laute jedoch mit den Fingern gezupft werden.

Lautenähnliche Instrumente sind bereits seit 3000 Jahren vor Chr. im Orient, bzw. Asien bekannt (Pandura/Assyrer, Dambura/Araber, Mandorá, Mambura, Mandóla). Das Urbild der Saiteninstrumente war die siebensaitige „heilige Vina“ (Indien).

„Nach einer griechischen Sage stieß Hermes – an einem Fluss wandelnd, mit dem Fuß an eine Schildkrötenschale. Diese war noch mit einigen getrockneten Sehnen überspannt. Die Nachbildung dieses Körpers soll zu den ersten Saiteninstrumenten, mit Darmsaiten bezogen, geführt haben.“

In Europa trat die Laute etwa im 10. Jahrhundert n.Chr. in Erscheinung und wurde im 15. Jahrhundert als Ensemble- und Begleitinstrument beliebt. Zu dieser Zeit entwickelten sich auch sogenannte „Cistern“, welche bereits eine mandolinenartige Form annahmen. Ebenso die Wölbgitarren und Quintern. In den nächsten Perioden entwickelte sich aus den vorgenannten Instrumenten erstmals die Mandola, aus der in späterer Folge die etwas kleinere Mandoline entstand.

Aus der gesamten Entwicklung ist zu sehen, dass es auf Grund der vielen Formen auch verschiedene Bespannungsmöglichkeiten gab. Meist wurden die vier- bis sechs-chörigen, birnenförmigen Mandolinen mit Darmsaiten bespannt. Die überwiegende Anzahl der Mandolinen besitzt jedoch vier Saitenpaare. Üblicherweise ist die Stimmung der Mandoline in Quinten – wie bei der Violine in Sopranlage – angesetzt. Jedoch ist die heutige Mandola um eine Oktave tiefer gestimmt. Zur Familie der Mandolinen gehören aber auch noch die Piccolo-Mandoline, Alt-Mandoline, Mandoloncello, Liuto und Tremolobass.

Mit den angeführten Instrumenten bildet die vierchörige Mandoline eine Familie – vergleichbar mit der Violinfamilie. Obwohl in den frühen Zeiten Darmbespannung üblich war, begann man gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Mandóla und andere Saiteninstrumente(zum Nachteil des Klanges) mit Metallsaiten zu bespannen.

Tabulaturen von Filippe Sauli (Daten unbekannt) und Francesko Bortolomeo (1682-1731) sind die bis heute ersten bekannten, die speziell für Mandoline komponiert wurden. Um 1700 erschien die als älteste bezeichnete Mandolinenschule von Conti. In dieser Epoche existierten bereits zwei Mandolinentypen: die Mailänder (Schalloch mit Rosette, gerade Decke, aufgeleimter Knüpfsteg, sechs Saitenpaare) und die Neapolitanische oder Römische Mandoline (leicht abgedachte Decke, unterständige Saitenbefestigung, vier Saitenpaare). Die Florentinische Mandoline konnte sich nicht durchsetzen. Für viele war und ist die neapolitanische Mandoline – ein eigentlich aus dem Spätbarock entwickeltes Instrument – der Inbegriff italienischer Volksmusik, das seine große Zeit in der Wiener Klassik erlebte. Der Begriff „neapolitanisch“ dient zum einen zur Abgrenzung zu früheren Formen (z.B. Barock-Mandoline), zum anderen steht er auch für die Herkunft – Neapel. Diese Gattung hatte in verschiedenen Epochen eine große Anzahl bestbekannter Erzeuger; von denen ganz besonders der berühmte Fernando Del Perugia hervorragte.

In Oberitalien, wo Conti lebte, bildete sich das erste Zentrum des künstlerischen Mandolinenspiels. Viele reisende Virtuosen verbreiteten das Instrument, sowie die einschlägige Literatur in ganz Europa. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert wurde die Mandoline vorwiegend in Neapel gespielt(Literatur von Emmanuelle Barbella und Giovanni Battista Gervasio).Ebenso entstanden in Paris zahlreiche Werke und Schulen, welche über die Klangmöglichkeiten und Anschlagtechniken auf diesem Instrument Aufschluss geben. Fast gleichzeitig entstanden auch im Raum zwischen Wien und Prag Zentren des künstlerischen Mandolinenspiels.

Nähere Forschungen in diese Richtung waren aber aus politischen Gründen bisher nicht möglich. Jedenfalls wurde bei der Uraufführung der Oper „Don Giovanni“ 1787 in Prag unter der Leitung von W.A. Mozart die Canzonetta vom Konzertmeister des Orchesters gespielt. Er war als Mandolinist bekannt und unterrichtete die Comtesse Clary, die Ludwig van Beethoven zu seinen Werken für Mandoline und Cembalo angeregt hatte. Mozart schrieb auch zwei Lieder mit Mandolinenbegleitung (die von Mozart bei den Liedern und der Canzonetta erwähnten Instrumente Zither, Cister oder Sister waren ein gebräuchlicher Ausdruck für Mandoline und dürfen daher nicht mit der flachliegenden Schlagzither verwechselt werden). In zahlreichen Bühnenwerken des 18. Jahrhunderts wurde die Mandoline eingesetzt. Antonio Vivaldi, Georg Friedrich Händel (Oratorium „Alexander Blasius“), Giovanni Paissiello („Barbier von Sevilla“), Johann Adolf Hasse, Johann Nepomuk Hummel und viele andere komponierten Konzertstücke, in denen die Mandoline als Solo-Instrument eingesetzt wurde. In großen symphonischen Orchestern konnte sich das zierliche Instrument jedoch nicht durchsetzen.

Ab etwa 1830 geriet die neapolitanische Mandoline in Vergessenheit, lebte jedoch in der italienischen Volksmusik weiter. Hier entdeckte und entwickelte man eine neue Spielweise, das Tremolo. Als italienische Virtuosen das Interesse an der neapolitanischen Mandoline wieder erweckten, kam diese zu einer zweiten Blüte (1870-1910). Raffaele Calace, geb. 1863, Spross einer bekannten neapolitanischen Musiker- und Instrumentenbauerfamilie, war Meister der romantischen Mandoline. Die großen Meister gaben in dieser Zeit (Pietro Leone, Giovanni Battista Gervasio, Pietro Denis, Pietro Fouchetti) Lehrwerke für Mandolinen heraus, welche uns heute einen guten Einblick in die Spieltechnik dieser Zeit geben. In dieser Epoche entstanden auch die ersten Mandolinenquartette und um die Jahrhundertwende die ersten Mandolinenorchester, in denen die neapolitanische Mandoline vorherrschte. – In diesem Umfeld lebte die „Neapolitanische“ nach dem Ende der Blütezeit der romantischen Mandoline weiter. Aus dieser Orchester-Szene heraus wurden, beginnend mit den 30er Jahren, verstärkt jedoch erst ab den 60er Jahren, die beinahe in Vergessenheit geratenen klassischen Spieltechniken wieder entdeckt.

Professore Cavaliere Raffaele Calace (geb. 1863, gest. 1934) gab 1902 ein sechsbändiges Unterrichtswerk für die Mandoline heraus. 11 Jahre später, im Mai 1913 wurde von Theodor Ritter in Dortmund eine neue fünfbändige überarbeitete Unterrichtsmethode sowohl für den Unterricht durch Musiklehrer, als auch für den Selbstunterricht herausgegeben, die eine gründliche musikalische Ausbildung sowohl für den Haus- als auch für den Konzertbedarf ermöglichte. Wobei auch der Hinweis „als Unterrichtswerk für die Mandola“ im vollem Umfang gegeben war. Dieses Lehrwerk wird noch heute nach einigen kleineren Veränderungen gerne benutzt.

Aus der Zeit der ersten Mandolinenquartette entstand in Anlehnung an die Streichquartette die Mandola (Tenorlage) und erinnert an die Bezeichnung Violine – Viola. Die eigentliche Entsprechung der Viola in der Mandolinenfamilie ist aber die Alt-Mandoline und diese konnte sich gegen die Mandola nicht durchsetzen. Und als sich aus den ersten Mandolinenquartetten Orchester bildeten, war die Mandola selbstverständlich dabei und ist es heute noch. Im Gegensatz zur neapolitanischen Mandoline gibt es für die Mandola kaum solistische Literatur. Ein Zupforchester ohne Mandola ist eigentlich nicht vorstellbar. Anzumerken wäre noch, dass die in der oben angeführten Periode entwickelte (Tenor-) Mandola nicht mit der Mandola als Vorläufer der Mailänder- und Barockmandoline verwechselt werden darf.

Die Orchester und Quartette dieser Ära begannen nicht nur klassische Mandolinenmusik zu interpretieren, sondern bearbeiteten populäre Musik, um diese dem Publikum vorzutragen. Weil die Mandoline leicht zu transportieren ist und sie auch kostengünstig zu erhalten war, wurde sie zu einem Instrument der „Wandervögel“. Viele Junge wurden in den Orchestern aufgenommen, die Mandoline wurde ein richtiges Volksinstrument. Es ergab sich daher, dass wenige professionellen Unterricht erfahren durften. Die meisten Vereinsmitglieder wurden von Kollegen oder privaten Musiklehrern unterrichtet. So wurde eine kontinuierliche Weiterentwicklung in musikalischer und technischer Hinsicht verhindert.

Vielleicht wurden aber gerade durch diese Massenbewegung Komponisten wie Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Igor Strawinsky, Sergej Prokojew, Anton von Webern, Alexander von Zemlinsky, Franz Schrecker, Erich Wolfgang Korngold und andere dazu angeregt, die Mandoline in ihren Werken einzusetzen. Im Jahr 1930 hat der Musikwissenschafter Dr. Josef Zuth Handschriften alter Literatur für Mandoline in Verbindung mit anderen Instrumenten aufgefunden. Seither ist eine Entwicklung in Gang gekommen, die das Kammermusikinstrument Mandoline in die Reihe der technisch voll entwickelten Instrumente stellt.

Jedenfalls verlor man in der Blütezeit der Arbeitermusikvereine Anschluss an die musikalische Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Dieses Bewusstsein der Problematik regte in Deutschland, vor allem in den letzten 20 Jahren, eine Neuorientierung an. Die Erforschung der Mandoline führte wieder zur klassischen Instrumentenbehandlung. Eine intensive Schulung der Laienmusiker wurde durchgeführt. Namhafte Komponisten wurden angeregt für die Mandoline in der Kammermusik und im Zupforchester zu schreiben.

Bei der Mandolinenmusik wurde der Entwicklung der Bassinstrumente in verschiedene Richtungen Rechnung getragen. Zuerst wurde im 19. Jahrhundert eine Bassmandoline entwickelt die im Sitzen mit einem Plektron gespielt wurde und eine Mensurlänge (leer schwingende Saiten) von 90 – 95 cm aufwies. Da der Ton aber zu schwach war, baute man Zupfbässe in der Größe von Kontrabässen, die als Mandolone bezeichnet wurden. Die Bezeichnung war aber irreführend, da der Korpus nicht den Tenor- oder Baritoninstrumenten entsprach, die eine Mensur von 63-68 cm aufwiesen, sondern überdimensionierten Gitarren glichen, die ähnlich den Tamborizzaorchestern eine Mensurlänge bis 120 cm hatten und als Berde bezeichnet wurden. Kleinere Ausführungen wurden als Berdola bezeichnet. Diese Instrumente wurden im Stehen gespielt. Viele Mandolinenorchester aber (auch das „Neue Favoritner Mandolinenorchester“) verwenden noch heute den Kontrabass, der sowohl mit den Fingern gezupft (pizzikato) als mit dem Bassbogen (arco) gestrichen die Bassstimme übernommen hat.

Eine interessante Entwicklung entstand, ausgehend von den ausübenden Musikern, aus der Spielpraxis mit der Mandola und dem Mandoloncello:

Die Mandola, mit einer Mensur(schwingende Saitenlänge = Tonerzeuger) von 42-46 cm, wird im Violinschlüssel(auch G- Schlüssel bezeichnet) notiert und klingt um eine Oktave tiefer als die Mandoline. Das Mandoloncello ist größer, mit einer Mensurlänge von 63-68 cm gebaut und eine Quinte tiefer als die Mandola gestimmt. Es hat die Saitenbezeichnung 1=a, 2=d, 3=G, 4=C, also wie das Violoncello. Die Notierung erfolgt sowohl im Baß- als auch im Violinschlüssel.

Die Liuto mit einer Mensurlänge von 63-68 cm hat aber 5 Saitenpaare die folgende Stimmung aufweisen: 1=e‘, 2=a, 3=d, 4=G, 5=C. Die Notierung erfolgt sowohl im Violinschlüssel, als auch im Bassschlüssel.

Um mit der Saitenstimmung einer Mandola eine wesentlich größere Tonstärke zu erzeugen, wurde eine Entwicklung begünstigt aus der das Mandolacello( mit größerem Körper) entstand. Die Notation dieses Instrumentes erfolgt im Violinschlüssel. Es ist daher die Umstellung von der Mandola auf dieses Instrument wesentlich leichter als auf das Mandoloncello. Die Mensurlänge ist 63-68 cm.

Als Vergleich: Bei den Streichinstrumenten wird die Violine (Geige) klingend im Violinschlüssel (Saitenbespannung wie bei der Mandoline) – 1=e2; 2=a1; 3=d1; 4=g – notiert. Die Viola (Bratsche) klingend im Altschlüssel und im Violinschlüssel (Saitenbespannung wie bei der Altmandoline 1=a1; 2=d1; 3=g; 4=c). Das Violoncello vorwiegend klingend im Bassschlüssel, aber auch im Tenor- und Violinschlüssel (Saitenbespannung: 1=a; 2=d; 3=G; 4=C), und der Kontrabass (Violon) im Bassschlüssel, aber auch ganz selten im Tenor- und Violinschlüssel (die Saitenbespannung 1=G; 2=D; 3=A; 4=E, selten auch mit 5 Saiten entweder 5=C; oder auch H), wobei die Notierung eine Oktave höher erfolgt als bei der Basstuba, die klingend notiert wird.

Heute ist die neapolitanische Mandoline ein zwar seltenes, aber anerkanntes Instrument, das die Möglichkeiten einer reichen Vergangenheit ausschöpft. Der Mandolinist ist in der Lage, Literatur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert stilgerecht zu interpretieren. Die durch die ständige Weiterentwicklung entstandenen Flach- und Bluegrass-Mandoline findet auch in Jazz, Folk und der Countrymusic ihre Anwendung.

Giacomo Sartori – Trentino, Theodor Ritter, Konrad Wölki, Carl Henze, Willi Althoff, Herbert Baumann, Kurt Schwaen – Deutschland – Vinzenz Hladky, Richard Österreicher senior und Hans Gál – Österreich, sind einige weitere bekannte Namen in der Schaffenswelt der Mandolinenmusik.

An einigen Musikschulen sowie an Musikhochschulen kann die Mandoline erlernt und studiert werden. Auch Vereine und Volkshochschulen bieten Unterricht zum Erlernen dieses interessanten Instrumentes an.

Wir informieren und beraten Sie gerne!!!

Quellennachweis:
1. Bertelsmann – Lexikon
2. www.mandolinen.de
3. Die Volksmusik
4. 2 Kopievorlagen – Herkunft unbekannt
5. Frau Liselotte Jancak – Artikel
6. Tafeln MO – Tuma
7. Theodor Ritter – Schulwerke
8. R.Calace – Schulwerk

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